21. April 2020

Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Freizeitwirtschaft

Nie stand die Freizeitwirtschaft unter größerem Druck als heute. Doch was bedeutet dies in Zahlen? Der VDFU gibt Aufschluss über das Ausmaß der Betroffenheit seiner Mitglieder.

Wie viele Freizeitparks gibt es in Deutschland und welche Einrichtungen vertritt der VDFU?

Im VDFU sind aktuell über 80 Deutsche Freizeiteinrichtungen vertreten. Sie vereinen vor allem zwei Faktoren: Es handelt sich um dauerhaft angelegte Einrichtungen und sie ermöglichen Besuchern einzigartige Freizeiterlebnisse - bspw. über Fahrgeschäfte, Kletterparcours, Spielattraktionen, interaktive Ausstellungen oder ein Showprogramm. Nahezu alle größeren und renommierten Einrichtungen der Branche sind dem VDFU angeschlossen. Um eine einheitliche Branchenvertretung zu ermöglichen, sollten unsere Mitglieder jeweils mindestens 100.000 Besucher pro Jahr zählen. Zählt man auch die kleineren Einrichtungen mit, gibt es Deutschland weit über 300 Freizeitparks und Erlebniseinrichtungen.

Wie viele Mitarbeiter hat die Branche?

Die Beschäftigungszahlen schwanken saisonbedingt teils erheblich. Im Ostergeschäft hätten bei unseren deutschen Mitgliedern rund 25.000 Personen sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gefunden. Über die Saison, inklusive des Geschäfts über die Pfingst- und Sommerferien, sind es sogar etwa doppelt so viele.  
Es gilt dabei zu berücksichtigen, dass viele Einrichtungen als „Touristische Leuchttürme“ enorm wichtige Wirtschaftsfaktoren in ihren, zumeist ländlichen, Regionen sind. Unsere Mitglieder zählten 2019 fast 40 Millionen Besucher aller Altersklassen und sozialer Schichten. Über 4,5 Millionen Gäste übernachteten in eigens betriebenen Unterkünften – dies entspricht dem Beherbergungsniveau einer Großstadt. Viele kleine und mittelständische Unternehmen profitieren unmittelbar (z.B. als Dienstleister oder Lieferant) oder mittelbar (z.B. als Anbieter komplementärer oder anderer touristischer Leistungen) von der wirtschaftlichen Leistung der Freizeitparks.  
Die lokale Wirtschaft profitiert also von Multiplikationseffekten entlang der Wertschöpfungskette und somit stehen unsere Mitglieder für rund 150.000 mittelbar und unmittelbar Beschäftigte. Dabei gilt es hervorzuheben, dass die Mitglieder der VDFU zu einem hohen Maße geringqualifizierten Arbeitnehmern ein Auskommen bieten. Die fortdauernden Schließungen betreffen also insbesondere die wirtschaftlich schwächste Bevölkerungsgruppe.


Wie hoch sind die Ausfälle durch Corona-Schließungen?

Unter Berücksichtigung angeschlossener (also parkeigener) Unterkünfte und Shops liegen die prognostizierten Umsatzverluste zwischen dem 15. März 2020 und dem 30. April 2020 bereits bei über 300 Millionen Euro. Natürlich sind auch laufende Kosten durch Wartung, Leasing, Versorgung von Tieren oder die Aufstockung von Kurzarbeitergeld zu berücksichtigen.

Wie viele der Parks sind so sehr in ihrer Existenz bedroht, dass eine Wiedereröffnung fraglich ist?
Aktuell sind rund 40 Prozent der VDFU-Mitgliedsunternehmen akut von einer durch die Corona-Pandemie bedingten Insolvenz bedroht. Diese Quote wird sich mit Fortführung der Schließungsverordnungen weiter erhöhen.

Ab welchen Zeitpunkt wird die Lage extrem kritisch?

Freizeitparks sind durch den saisonalen Betrieb während der Wintermonate traditionell komplett ohne Einkünfte. Stattdessen werden die Schließzeiten vor allem dazu genutzt, um Instandhaltungsmaßnahmen oder Modernisierungen, wie das Installieren neuer Attraktionen, durchzuführen. Umso wichtiger ist es den ohnehin schon kurzen Korridor der Sommersaison zu nutzen. Konsum von Gütern und Waren kann nachgeholt werden. Bei Freizeitaktivitäten ist dies nicht möglich. Sollten die aktuellen Betriebsverbote in dieser Form fortgeführt werden und sich bis in die Sommersaison hineinziehen, wird die Branche irreparable Schäden erleiden. Ein großer Teil der familiengeführten, mittelständischen Freizeitunternehmen wird unwiderruflich schließen müssen. Viele Freizeitparks sind historisch gewachsen, und werden nicht durch neue Unternehmen ersetzt werden. Leider zeigt sich, dass die Soforthilfemaßnahmen des Bundes für Freizeitparks nur unzureichend greifen. Das Versprechen der Bundesregierung, dass kein gesundes Unternehmen aufgrund der Corona-Krise schließen muss, sieht die Freizeitparkbranche noch lange nicht eingelöst  


Statement Friedhelm Freiherr von Landsberg-Velen, Präsident des VDFU e.V.
„Bei aller Notwendigkeit des wirtschaftlichen Handelns, hat nach wie vor der
Gesundheitsschutz von Besuchern wie Mitarbeitern uneingeschränkt Vorrang. Diesem können Freizeit- und Erlebnisparks in einem Maße nachkommen, das Empfehlungen des Robert Koch Instituts gerecht wird. Kontrollmöglichkeiten zur Eindämmung der Risiken beim Betrieb eines Freizeitparks unterscheiden sich grundsätzlich von denen bei Großveranstaltungen.
Unsere Branche ist investitionsintensiv und auf das Saisongeschäft angewiesen. Sollten die Schutzmaßnahmen komplette Schließungen bis in den Sommer erfordern, wird es vielen
Betreibern nicht mehr möglich sein, einen derartigen Ausfall zu kompensieren.“

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Bildmaterial zum Download: https://www.picdrop.com/vdfu/PM+09.04.2020  

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